Reisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind Urlaubszeit: Reisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind – worauf man achten sollte und praktische Tipps

Reisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind

Urlaubszeit: Reisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind – worauf man achten sollte und praktische Tipps

Das Reisen mit einem Erziehungsstellen- oder Pflegekind birgt nochmals besondere Herausforderungen. Wir erklären, worauf man achten sollte und geben praktische Tipps für einen entspannten Urlaub.

Reisen mit Kindern

Alle Familien, die bereits mit Kindern verreist sind, kennen es – man muss an vieles denken und einiges planen:

Habe ich an das Lieblingskuscheltier gedacht, damit mein Kind gut schlafen kann? Wenn wir mit dem Auto fahren, müssen wir regelmäßige Pausen machen, damit unser Kind die Reise -möglichst ohne zu quengeln – übersteht. Sicher haben alle Familien ihre eigenen Strategien.

Wenn man jedoch mit einem Kind in den Urlaub fährt, das nicht von Geburt an in der Familie lebt, gibt es noch einige Dinge mehr zu beachten. Hierüber möchten wir kurz erzählen und vielleicht auch den ein oder anderen Tipp aus unseren Erziehungsstellenfamilien und unserem pädagogischen Team liefern.

Was muss rechtlich vor der Reise mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind beachtet werden?

Inlandsreisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind

Für die Kinder, die in unseren Erziehungsstellenfamilien leben, haben in der Regel die leiblichen Eltern, ein:e Vormund:in oder Ergänzungspfleger:in das Sorgerecht inne. In jedem Fall hat der- oder diejenige mit dem Aufenthaltsbestimmungsrecht das Recht, jederzeit zu wissen, wo sich das Kind aufhält. Das heißt, dass Familien bei Reisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind innerhalb von Deutschland darüber informieren sollten, wann man wohin mit dem Kind verreist.

Reisevollmacht für Auslandsreisen mit Erziehungsstellen- oder Pflegekind

Bei Reisen ins Ausland muss im Vorfeld eine Bewilligung und Vollmacht über die Reise eingeholt werden. Hier orientieren sich Vormund:innen und Ergänzungspfleger:innen in der Regel an den Vorgaben des auswärtigen Amtes (auswaertiges-amt.de). Das bedeutet, dass Reisen in sicheren Gebieten grundsätzlich nichts im Wege steht. Eltern sollten jedoch bedenken, dass es manchmal ein wenig Vorlauf benötigt, diese Reisevollmachten bei den Sorgeberechtigten einzuholen. Als Context e.V. unterstützen wir unsere Erziehungsstellenfamilien dabei und achten darauf, dass die Reisevollmacht zweisprachig (deutsch und englisch) ausgestellt wird. So gibt es auch in nicht deutschsprachigen Ländern keine Probleme mit der Einreise.

Reisepass für Kinder

Neben der Vollmacht darüber, dass Familien mit ihrem Erziehungsstellenkind verreisen und Grenzen passieren dürfen, benötigt jedes Kind bei einer Reise ins Ausland seit 2012 ein eigenes Reisedokument, in der Regel einen Reisepass.

Einfuhr von Medikamenten

Vorab sollte auch geprüft werden, welche Medikamente das Erziehungsstellenkind im Urlaub benötigt. Es gibt Länder, in denen eine Bescheinigung für das Mitführen von Medikamenten verpflichtend vorzuhalten ist. Andernfalls kann dies nicht nur zu viel Ärger im Ausland führen und somit den unbesorgten Urlaub gefährden, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Besondere Voraussetzungen für die Einfuhr ins Ausland gelten für alle Medikamente, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Weiterführende Informationen und Muster für Bescheinigungen finden Sie unter dem folgenden Link:

https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/Betaeubungsmittel/Reisen/_node.html

Wer unsicher ist, ob ein verschriebenes Medikament unter dieses Gesetz fällt, sollte vorab mit dem behandelnden Arzt/der behandelnden Ärztin das Gespräch suchen, um Klarheit zu schaffen und ggf. entsprechende Formalitäten, wie z.B. beglaubigte Bescheinigungen, auf den Weg zu bringen.

Urlaubsbeihilfe vom Jugendamt

Die meisten Jugendämter unterstützen Erziehungsstellen- oder Pflegefamilien mit der Zahlung einer sogenannten Urlaubs- oder Ferienbeihilfe. Die Höhe der Beihilfe und der Weg der Auszahlung sind von Jugendamt zu Jugendamt unterschiedlich. Einige Jugendämter zahlen diese automatisch einmal jährlich als Pauschalbetrag aus. Bei anderen Jugendämtern wird die Beihilfe gemäß Antrag bewilligt, der von den Familien eingereicht wird.

Wie kann ich mein unsicheres Erziehungsstellenkind bei einer Reise noch unterstützen?

Wie bereits erwähnt, hilft es unseren Kindern, zu wissen, was auf sie zukommt. Wir empfehlen Erziehungsstelleneltern, mit ihrem Kind über Themen zu sprechen, die auf den ersten Blick vielleicht banal erscheinen:

  • Wer schläft mit wem in einem Zimmer?
  • Was nehmen wir alles mit?
  • Wie sieht es mit dem Essen aus – kochen wir selbst oder werden wir rundum versorgt? Kinder, die vielleicht schon einmal in ihrem Leben Mangel erlitten haben, fühlen sich durch diese Thematisierung sicherer.
  • Was genau ist in dem Urlaub geplant? Auch wenn man selbst sich im Urlaub vielleicht über Überraschungen freut, wird ein unsicheres Kind diese Ungewissheit nur schwer aushalten können.
  • Ein Thema, das gern vergessen wird: Wer kommt wieder mit nach Hause?

Vielleicht hat das Kind auf dem Weg in die Erziehungsstellenfamilie schon Menschen aus seinem Leben verloren. Auch hier können Ängste durch kindgerechte Erklärungen genommen werden.

Basteltipp Zeitschnecke

Eltern können im Vorfeld mit ihrem Kind eine Zeitschnecke oder ähnliches basteln, in der die Tage bis zum Urlaub ausgemalt werden dürfen, damit das Kind sich langsam an den Gedanken gewöhnt. Das ist natürlich im Urlaub in gleicher Form mit der Zeit bis zur Rückreise gestaltbar.

Die erste Flugreise für Kinder

Bei der ersten Flugreise könnten einige Kinder auch Angst vor dem Flug haben. Hier lohnt sich manchmal vorab ein Besuch beim Flughafen. In der Regel gibt es dort einen Aussichtspunkt, von dem aus man Flugzeuge bei Start und Landung beobachten kann. Ein toller Ausflug für die ganze Familie!

Praktische Themen und Tipps zum Packen

Kofferpacken mit Kind

Wenn die Zeitschnecke nur noch wenige Felder zum Ausmalen aufweist, steht meist das Kofferpacken an. Neben den notwendigen Dingen, die Kinder und Eltern im Alltag benötigen, müssen natürlich genügend Kleidungsstücke eingepackt werden. Auch hier macht es je nach Alter des Kindes Sinn, das Erziehungsstellen- oder Pflegekind miteinzubeziehen. Natürlich wird kein Kind einen „sinnvollen“ Koffer packen können. Jedoch könnten Eltern eine Vorauswahl an Outfits parat haben, aus denen das Kind dann gemeinsam mit ihnen die dementsprechende Anzahl auswählen kann.

Spielzeug für den Urlaub mit Kind

Genauso können Sie bei der Auswahl des Spielzeugs verfahren. Toll für einen Familienurlaub sind in der Regel Kinderbücher, die man gemeinsam anschauen kann, Malsachen, Spielzeugautos und/oder Puppen, kleine Gesellschaftsspiele (gibt es zum Teil in Reiseformaten), Bälle oder Sandspielzeug und natürlich das Lieblingsspielzeug des Kindes.

Einschlafritual für Kinder

Sollte ein Kind ein besonderes Einschlafritual haben, gehört alles hierzu Benötigte ebenfalls in den Koffer. Dies können das Kuscheltier und das Lieblingsbuch oder die Tonibox mit den liebsten Figürchen sein. Dies wird das Kind nach den ereignisreichen Urlaubstagen darin unterstützen, in den Schlaf zu finden.

Zeitvertreib für lange Autofahrten

Des Weiteren sollten Eltern gemeinsam mit ihrem Kind überlegen, wie sich dieses bei der Reise beschäftigen kann. Vielleicht helfen auch hier kleine Spielchen, zum Beispiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“, „aus Nummernschildern Wörter bilden“ oder „Geschichten weitererzählen“ oder ein Kindertablet in einem kleinen Reiserucksack. Auch sollte natürlich an Getränke und kleine Snacks für die Reise gedacht werden.

Mit Erziehungsstellenkind am Urlaubsort

Zum Abschluss hier noch ein paar praktische Tipps aus unserem pädagogischen Team und von unseren Erziehungsstellenfamilien:

  1. Bitte haben Sie keine zu großen Erwartungen an Ihr Erziehungsstellen- oder Pflegekind. Für die meisten Kinder bedeutet ein Urlaub erst einmal eine Umstellung. Gewohnte Strukturen und die sichere Umgebung fehlen. Kinder müssen sich vielleicht erst einmal daran gewöhnen, in einem fremden Bett aufzuwachen und ganz anders als gewohnt in den Tag zu starten. Erziehungsstelleneltern können ihr Kind hierbei unterstützen, indem sie vieles thematisieren. Ein Gespräch am Morgen über die Pläne für den Tag, gemeinsam mit dem Kind die Umgebung erkunden oder versuchen, den Rundgang im Hotel zu einem Abenteuer zu machen…
  2. Zeigen Sie Ihrem Kind beispielsweise im Hotel, wie es im Notfall das Zimmer findet. Zur Sicherheit gibt es auch die Möglichkeit, Ihrem Kind ein SOS-Armband mit Ihrer Handynummer anzuziehen, damit im allergrößten Notfall, sollte Ihr Kind einmal abhandenkommen, Sie angerufen werden können.
  3. Denken Sie an genügend Pausen im Verlauf des Tages. Einigen Kindern fällt es schwer, zu viel Erlebtes am Stück zu verarbeiten. Sprechen Sie am Ende des Tages mit Ihrem Kind über den Tag – was war toll, was war anstrengend? Dies hilft Ihrem Kind beim Verarbeiten und Ihnen, den nächsten Tag vielleicht etwas anders zu planen.
  4. Denken Sie bei Ausflügen mit Kind immer an Wechselsachen, Snacks, Getränke und Sonnencreme!